Die verstrickte Wirklichkeit

Die verstrickte Wirklichkeit 

Weißt Du, meine liebe Katz´,

was ´virka´ auf schwedisch heißt?

Häkeln. Einfach: häkeln.

Das scheint 

der Sinn unseres Lebens zu sein,

sein Gewebe miteinander 

zu häkeln und zu stricken.

Gewebe ist so etwas wie ein Gestrick.

Das eine ist fein, das andere ganz dick.

Es entsteht, wenn sich Fäden wellend

durchdringen.

Das gibt Stoff - 

der eine ist grob, der andere hart,

und der dritte 

von ganz feinstofflicher Art.

Wir alle bestehen aus solchem Stoff - 

auch Du und alle anderen Katzen

auf dem Hof.

Es braucht Materie

und es braucht auch Licht,

damit es uns gibt. 

Sie verweben sich

zu dem, was wir sind – 

dem „Du“ und dem „ich“.

Ich fasse Dich und sehe Dich

und in demselben Augenblick

verwebt sich mein Augenlicht 

mit Dir, die ich eben seh´ und greif,´

zu dem unfassbaren Gewebe,

das „Wirklichkeit“ heisst

und vollkommen unbegreiflich

bleibt.

Das einzige,

meine liebe Katz,

ist wahr:

Die Wirklichkeit ist unhaltbar!

Ein Gewebe aus Dicht´ und Licht,

das wir alle fortwährend weben. 

Es verwandelt sich

die ganze Zeit.

Die Verwandlung

ist das einzige,

was da bleibt.

Wer die Handarbeit wirklich genießt,

und beim Häkeln seine Augen schließt,

der wärmt mit seinem Genuss

den ganzen Lebensfluss.